Manifest(o)
2011
In einer Gesellschaft, die sich so rasant wandelt, die so divers ist, wie Menschen es sich nur wünschen können, mag/wird es notwendig sein, neue Rituale zu erfinden und sie zu vergessen, zu erfinden, zu vergessen…
Um unseretwillen.
21 Jahre nach dem Mord an Enver Şimşek, dem ersten in der Mordserie des NSU-Terrors, zehn Jahre nach dem Öffentlichwerden des sogenannten NSU, sind die Hintergründe der Taten und die rechtsradikalen Verstrickungen der Gruppe bis tief in staatliche Strukturen hinein längst nicht aufgearbeitet. Im Gegenteil verfestigen sich Rechtsradikalismus, Verachtung und Fremdenfeindlichkeit zunehmend tiefer in der Gesellschaft.
Marc Sinans polytopisches Oratorium MANİFEST(O) (türkisch für „Manifest“) vereint sieben, an Schlüsselorten der Taten des sogenannten NSU aufgeführte Einzelperformances in einem abendfüllenden Werk. Aus einzelnen Stimmen entsteht MANİFEST(O) als grenzüberschreitendes, Geschichte und Orte verbindendes Oratorium mit Orchester, Chören und Solist:innen. Negative Energien der Verbrechen werden aufgenommen, Grundfragen von Vergeltung und Neuanfang diskutiert und in einer ethischen Utopie verarbeitet.
Das Oratorium MANİFEST(O) und sieben Einzelperformances, DIE ABWESENHEIT GOTTES / TANRI’NIN YOKLUĞU, BLINDE LIEBE / KÖR AŞK, DIE ANWESENHEIT DES MENSCHEN / İNSANIN VARLIĞI, DER ALTAR DER RACHE / İNTIKAM SUNAĞI, GLÜHENDER HASS / YANAN NEFRET, PARLAYAN NUR & DER CHOR DER VERGEBUNG / AFFETME KOROSU, finden dabei stets gleichzeitig an verschiedenen Orten in Deutschland statt und sind digital miteinander verbunden.
Aus sieben Städten werden an drei Abenden Teile der dort stattfindenden Performances sicht- und hörbar nach Jena und Nürnberg übertragen und mischen sich präzise koordiniert in das abendfüllende Oratorium. Die Jenaer Philharmonie mit Orchester, Knabenchor, AuditivVokal Dresden und Solist:innen bilden den unmittelbaren künstlerischen Rahmen und zugleich das musikalische Zentrum in den jeweiligen Städten / Jena und Nürnberg.
Geführt und befragt von der Stimme und den Gedanken eines jungen Mädchens, entsteht in einer Zeit, in der Werte korrodieren und relativiert werden, ein Manifest der grenzüberschreitenden Anwesenheit des Menschen, der Erinnerung und Hoffnung. MANİFEST(O) ist ein Oratorium, das Orte, Haltungen, Kulturen, Chöre und Solist:innen, Orchester und das Publikum gleichermaßen verbinden kann.
MANİFEST(O) entsteht im Auftrag des Licht ins Dunkel e.V. als Beitrag zu dem bundesweiten Theaterprojekt Kein Schlussstrich!, in dessen Rahmen vom 21. Oktober bis 7. November 2021 in 15 deutschen Städten künstlerische und zivilgesellschaftliche Interventionen zum NSU-Komplex stattfinden.
Das Projekt möchte die Perspektiven der Familien der Opfer und (post-)migrantischen Communities in den Fokus der Öffentlichkeit bringen und Räume zum Gespräch über den strukturellen und Alltagsrassismus in unserer Gesellschaft schaffen.
Mehr Informationen zu dem dezentralen Theaterprojekt Kein Schlussstrich! gibt es auf www.kein-schlussstrich.de
Kein Schlussstrich! wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“, die Bundeszentrale für politische Bildung, die Innovationsförderung der Stadt Jena, die Staatskanzlei Thüringen, das Kulturreferat der Stadt München, den Geschäftsbereich Kultur der Stadt Nürnberg, die Behörde für Kultur und Medien Hamburg, die Ernst-Abbe-Stiftung, die GLS Treuhand Dachstiftung für Individuelles Schenken, die Landeszentrale für politische Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen, die Stadt Kassel, die Impulsregion Erfurt Weimar Jena, die Initiative „The Power of the Arts“ der Philip Morris GmbH, die Rudolf Augstein Stiftung, die Carl Zeiss AG, das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz, die Amadeu Antonio Stiftung, die Stadt Köln sowie die mitwirkenden Theater und Institutionen als Träger des Projekts.
Jederzeit anschauen:
https://manifesto.marcsinan.com/
Hauptförderer
JenaKultur
Komposition, Musikalische & Künstlerische Leitung
Marc Sinan
Dramaturgie, Libretto
Holger Kuhla
Musikalische Leitung
Simon Gaudenz
DIE ABWESENHEIT GOTTES / TANRI’NIN YOKLUĞU
Orgel
BLINDE LIEBE / KÖR AŞK
Bağlama
Derya Yıldırım
Percussion
Greta Eacott
Sounddesign
Tobias Levin
DIE ANWESENHEIT DES MENSCHEN / İNTİKAM SUNAĞI
Percussionperformance
Daniel Eichholz, Christian Kuzio & Rostocker Jugendliche
DER ALTAR DER RACHE / İNTIKAM SUNAĞI
Performance
Jelena Kuljić, Mateja Meded, Mirko Borscht, Volkan T error
GLÜHENDER HASS / YANAN NEFRET
Klarinette
Oğuz Büyükberber
GLEISSENDES LICHT / PARLAYAN NUR
Piano
Emre Elivar
DER CHOR DER VERGEBUNG / AFFETME KOROSU
Chöre aus Dortmund, Köln & Nürnberg
MANİFEST(O)
Fanny Sel Baute, Naz Yilmaz, Iva Bittová, Andreas Fischer, Katia Guedes, Meinrad Kneer, Johanna Krödel, Saša Mirković, Johanna Vargas, Jenaer Philharmonie, AuditivVokal Dresden, Knabenchor der Jenaer Philharmonie
Fotos
Dorit Gätjen, Candy Welz, Local International
.