SWARM von Andrea Molino ist die High Tech-Antwort auf Steve Reichs Schlüsselwerk der Minimal Music, ELECTRIC COUNTERPOINT (1987): Auch bei SWARM spinnt ein Gitarrist ein dichtes Netz aus 16 Tonspuren, die er live zuspielt. Molinos Stück aber geht es gerade um das Flirren, das ein nicht vollständig synchronisierter Schwarm ähnlicher Stimmen erzeugt – eine kompositorische Meditation über das Jubeln von Fußballfans und den Gesang tanzender Schneeflocken.

Das neue Stück DISTAL des Amsterdamer Klarinettisten Oğuz Büyükberber entlehnt seinen Titel der Vogelkunde. Es untersucht die Dynamik zwischen den Darsteller*innen, wenn keine gemeinsame Grundlage existiert. Als nahezu blinder Musiker ist Büyükberber es zeitlebens gewohnt, mit Unsicherheiten umzugehen. Ein alltäglicher Zustand, mit dem in der aktuellen Pandemie viele Menschen konfrontiert sind. DISTAL basiert auf dem Conducted Improvisation -System von Büyükberbers Mentor Butch Morris. Es zielt darauf ab, sowohl das Publikum als auch die Darsteller*innen absichtlich zwischen den Polen unangenehm und beruhigend pendeln zu lassen.

JakoJako rundet den Abend mit einem Ambient/Noise-DJ-Set ab. Die Technokünstlerin, die hauptsächlich live auftritt, ist eine Spezialistin der modularen Synthese. Letztes Jahr veröffentlichte sie ihre Debüt-EP auf Leisure System und arbeitet auch bei SchneidersLaden, einem der weltweit bekanntesten Geschäfte für modulare Synth-Ausrüstung.